Karriere oder Mutter – muss ich mich wirklich entscheiden?
- Dominique Knöpfli
- 2. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
In all den Jahren als Personalleiterin erlebte ich immer wieder Frauen, welche versuchten Karriere und Mutter sein unter einen Hut zu bringen. Ich – ohne Kinder – fragte mich oft, «weshalb musst Du den auch noch Kinder haben, wenn Du bereits 150% arbeitest?» - heute, selber Mutter, weiss ich sehr wohl die Antwort auf diese Frage.
Trotzdem schien es den wenigsten zu gelingen, diese beiden Themen zu kombinieren. Meistens arbeiteten diese Frauen bis kurz vor der Entbindung, waren drei Tage nach der Geburt bereits wieder «online» und spätestens nach drei Monate wieder 100% im Job. Scheinbar «normal» und «problemlos» wie mir das schien. Doch nach einiger Zeit (Monate oder Jahre) wurde die Mitarbeiterinnen unzufrieden, die Vorgesetzten beklagten sich über Leistungsabfall und oft folgte Versetzung oder Kündigung.
Selbstverständlich geht das auch nicht. Wo kämen wir den dahin, wenn wir Speziallösungen für Mütter oder Väter machen würden? Aber können wir den wirklich auf all die wertvollen Mitarbeiter verzichten? Und ist es moralisch korrekt auf die Loyalität unserer Mitarbeiter in diesem Thema zu setzen?
Im Nachgang – und ja leider fast immer im Nachgang – stellten wir fest, dass seitens Firma kein Unterschied gemacht wird, ob jemand Kinder zu betreuen hat oder nicht. Volle Verfügbarkeit und Leistung wird erwartet in solchen Positionen. Vordergründig natürlich schon, wir sind eine soziale und «pro Mitarbeiter» Firma. Das «Daily-Business» sieht aber ganz anders aus, was die Chef-Etage in der Regel nicht mitbekommt.
In südlichen und asiatischen Ländern ist es normal, dass die ganze Familie bei der Kinderbetreuung und Erziehung mithilft. In einigen Ländern gibt es staatliche Lösungen für die Kinderbetreuung. In manchen Ländern und wenn man es sich «leisten kann» sind Nannys «normal». Teilzeitmodelle, Job-Shaering und flexible Arbeitszeiten kennen einige Länder. Jedoch gilt dies weit nicht für jedes Land und leider auch nicht für die Schweiz.
Als ich Mutter wurde haben mir meine Arbeitskollegen schon ganz früh geraten einen KITA Platz zu suchen. Ich verstand die Eile zwar nicht, mir wurde aber sehr schnell klar, weshalb: KITA Plätze sind eine Rarität. Dazu kommt noch, dass man sich in der Schweiz gut überlegen muss gehe ich arbeiten und bezahle ich die KITA oder rechnet sich das Ganze gar nicht.
Entscheide ich mich für den Job, d.h. für die Karriere, heisst das mein Kind wird 7/7 fremd betreut. Ich organisiere mich am Abend und Wochenende und alle sind glücklich. Ist das wirklich so?
Ganz ehrlich – NEIN. Für Mutter und Kind ist es immer ein Kompromiss. Früher oder später passt es nicht mehr, aber eine Alternative gibt es oftmals nicht.
Das stimmt aber auch nicht. Viele getrauen sich einfach nicht mal inne zu halten und sich zu überlegen was den zu mir und meiner aktuellen Situation? Auch seitens Arbeitgeber wird in der Regel davon ausgegangen, dass es „danach“ wieder wie „vorher“ weiter läuft. Und oft Mals wird viel zu spät nach einer Lösung gesucht, dann wenn das Leid auf beiden Seiten schon zu gross ist und eine „einvernehmliche Trennung“ als beste Lösung angesehen wird. Dabei gibt so viele attraktive Arbeitsmodelle, welche für Arbeitgeber und Arbeitnehmer win-win Modelle sind.
Deshalb sage ich klar „NEIN“! Du musst Dich nicht entscheiden.
Es braucht etwas Mut, Ideen und die aktive Auseinandersetzung mit dem Thema. Doch es lohnt sich!
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